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"Ich gewinne nur mit Weiß"

In der Calbitzer Grundschule feilen kleine Denker beim Schach an ihrer Strategie

Gespannte Stille? Nicht bei den Schach-Kindern in der Calbitzer Grundschule. Zwar sitzen die Spieler auch dort durchaus konzentriert am Brett. Dennoch fliegen die Worte hin und her, wird schnell mal ein Blick auf das Duell am Nachbartisch geworfen oder über den Spielzug des Gegners diskutiert. Im Rahmen der Ganztagsangebote gibt es die Arbeitsgemeinschaft Schach an der Grundschule, und dort bringt Peter Wachsmuth einmal pro Woche Kindern das Schachspielen bei.

calbitzer schachkinder„Hier geht es immer lebhaft zu", sagt er. Ohne Konzentration geht es aber auch hier nicht, und wenn es besonders knifflig wird, brüten die Mitspieler sogar stumm am Brett. So wie Selina Otto und Paul Thomas. Paul hat den Kopf in die Hände gestützt, seine Ohren glühen vor Eifer. Selina starrt mit verschränkten Armen auf die Schachfiguren. Einen Zug weiter und sie ruft „Schach!".

Am Nachbartisch bauen Rick Däberitz und Richard Paulsen ihre Figuren auf — nach kurzer Diskussion, wer nun Weiß bekommt oder nicht. Mit dem Argument „Ich gewinne nur mit Weiß" setzt sich schließlich Rick durch. Seit drei Jahren spielen die Viertklässler und das auch gern gegeneinander. „Richard gewinnt aber öfter", hält Rick seinem Schulfreund zugute. Daheim sei sein Papa der bevorzugte Gegner. „Oder wir spielen beide gegen den Computer", sagt Rick. Richard dagegen lässt die Schachfiguren daheim meist unberührt. „Ich spiele zuhause kaum Schach, höchstens mal gegen meinen Bruder. Gegen meinen Papa versuche ich das gar nicht mehr", verrät er.

Wie im heimischen Wohnzimmer, so ist es auch in der Calbitzer Grundschule: Schach scheint ein Spiel für Männer zu sein — oder für Jungs. Auch um Peter Wachsmuth versammeln sich nahezu ausschließlich Jungen. Selina aus der 3. Klasse ist da eine Ausnahme. „Das war aber schon immer so", sagt Peter Wachsmuth. Dafür habe Selina das Spiel besonders schnell begriffen. „Sie konnte schon nach einer Stunde Schach spielen", lobt er. Manche Spiele seien schnell vorbei. „Aber es gibt hier Kinder, mit denen ich sogar eine Stunde spielen kann", fügt er hinzu.„Schach ist ein Strategiespiel, da muss man sich schon ein paar Züge im Voraus überlegen, was man machen will", erklärt Rick Däberitz. „Es ist wichtig, dass man gut denken kann", fügt Richard Paulsen in ernstem Ton hinzu.

Doch so gewichtig geht es in der Arbeitsgemeinschaft nicht immer zu. Nach einer gewonnenen Partie gibt es bisweilen schon mal ausgelassenen Jubel. So führt etwa Eric Lautenschläger einen Freudentanz auf, der sich so ähnlich durchaus auch auf einem Fußballplatz abspielen könnte. (Quelle: OAZ vom 29. September 2009)