Urkundliche Erwähnung
Die älteste Urkunde über Calbitz hat folgenden Wortlaut:
„Bischof Witego von Meißen beurkundet, dass die Äbtissin, Probst Wichard und der Konvent des Benediktinerinnenklosters Mariental (Sornzig) bei Mügeln zur Aufbesserung ihrer durch Raub und Brand verwüsteten Güter von den Brüdern Tammo, Friedrich und Albert gen. von Mahris einen Zehnten von 30 Scheffeln Roggen und Hafer in Calbitz ... und ein Drittel eines Zehnten von sieben Hufen in Altenhain gekauft haben ... ".
Meißen 1292, Oktober 18
(Schreibweise der Wörter der Urkunde nach heutiger Rechtschreibung!)
Die Größe eines Scheffels Getreide ist heute schwer zu bestimmen, da es einheitliche Maße nicht gab. Ein Scheffel variierte von 23-223 Liter in den deutschen Gebieten. In Sachsen kann man ca. 100 Liter für einen Scheffel annehmen. Das Dorf Altenhain (Althena) kann man auf den Wiesen am Weißen Stein vermuten. Das Dorf ist bald wüst geworden, wahrscheinlich infolge der Aufgabe des Ackerbaus seiner Bewohner.
Von 1100 bis 1300 war die Bevölkerung allgemein um das Zehnfache gestiegen. Man schätzt, dass in Sachsen (in den Grenzen von 1815) ungefähr 400 000 Menschen lebten. Der Bevölkerungszuwachs geschah durch stärkere Besiedlung der im 10. Jahrhundert durch die Deutschen eroberten Gebiete der Sorben, den Daleminziern in unserer Gegend um den Collm.
Man kann annehmen, dass die in Calbitz schon anwesenden Daleminzier nicht vertrieben wurden, sondern eine Gemeinschaft mit den deutschen Neusiedlern bildeten. Im benachbarten Luppa dagegen kam es zu ethnisch getrennten Doppeldörfern, Deutsch-Luppa und Wendisch-Luppa. Die Daleminzier zu den Sorben gehörend, und dann zur großen Völkergruppe der Slawen, wurden auch Wenden genannt. Das Nebeneinanderbestehen von sorbischen und deutschen Familien und auch die allmähliche Vermischung von Deutschen und Sorben zeigte sich auch im Übergang von slawischen Wörtern in die deutsche Sprache, welches heute noch nachweisbar ist.
Dafür möchte ich nur einige wenige Beispiele nennen:
Latschen von hlacice
Mutsche (für Kuh) von muca
Bielchen (für kleine Gänse) von pilo
Bähnert (für Flechtkorb) von pane
Die Schreibweise von Calbitz ist oft verändert worden:
1292 Kaluwyzc
1311 Caluiz
1350 Kalewicz
1428 Kalewitz
1552 Kolbitz
1570 Kolwitz
Die Ableitung des Namens erfolgte aus dem slawischen Wort „kalu" -Sumpf, daraus wurde „kalovice" - Ort im sumpfigen Gelände. Die in den einzelnen Jahrhunderten unterschiedliche Schreibweise ist nur dadurch zu erklären, dass jeder Schreiber so schrieb wie er sprach, da ja erst durch Luther mit der Bibelübersetzung eine einheitliche Schreibweise der Wörter begründet wurde. So hat sich dann wesentlich später auch die heutige Schreibweise endgültig durchgesetzt.
Aus den Siedlungsstätten der deutschen Neusiedler im Dorf entwickelten sich allmählich die mitteldeutschen Dreiseitenhöfe, welche heute noch in Calbitz vorhanden sind. Eine Kastanie oder Linde wurde meist am Toreingang oder auf dem Hof gepflanzt. Auch diese alten Bäume sind heute noch eine Zierde des Dorfes.
Der slawische Rundling wurde allmählich zum Gassengruppendorf erweitert. Auch erhebliche Rodungen dürften in dieser Zeit erfolgt sein.
Die landwirtschaftliche Produktion erfolgte in Form der Dreifelderwirtschaft. Ein Drittel der Fläche wurde mit Winterfrucht bestellt, auf einem weiteren Drittel erfolgte der Anbau von Sommerfrucht, das letzte Drittel der Anbaufläche blieb brach liegen. Im nächsten Jahr erfolgte der Wechsel der Flächen. Kartoffel- und Rübenanbau gab es noch nicht. Die Steigerung der Agrarproduktion erfolgte hauptsächlich durch Ausdehnung der Anbauflächen durch die schon genannten Rodungen.
Da Calbitz schon im 13. Jahrhundert an einer stark befahrenen Straße, eben der „Hohen Landstraße" lag ist eine Ansiedlung von Handwerkern und Gewerbe sehr zu vermuten. Im Zusammenhang damit ist auch die Anlage des Marktes in seiner eigenartigen Form eines spitzwinkligen Dreiecks zu sehen. Die Form könnte aber auch damals noch anders gewesen sein.
Kaum 60 Jahre später wird Calbitz in Urkunden als oppidum bezeichnet. „Oppidum" ist eine befestigte, stadtähnliche Siedlung! Ab 1551 findet sich dann bis in das 19. Jahrhundert die Bezeichnung „Marktflecken".
Urkunde von 1834 mit der Bezeichnung Marktflecken
Politisch gehörte Calbitz im Jahre 1292 zur Mark Meißen unter der Herrschaft der Wettiner.
(Quelle: Calbitz am Collm 1292-1992, von Siegfried Heidler)