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20. Jahrhundert
Auf der Straße zogen aber auch kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges tausende Soldaten nach Osten. Ein trauriges Kapitel der Straße ist der tagelange Durchzug von KZ-Häftlingen in den Apriltagen des Jahres 1945. Allein fünf Häftlinge wurden durch die SS-Wachmannschaften im Dorf erschossen. Trotzdem gelang mit Hilfe von Calbitzer Einwohnern einigen Häftlingen die Flucht.
Die Straße wurde auch von vordrängenden amerikanischen Truppen benutzt, einige Tage später jedoch marschierte die Sowjet-Armee in Calbitz ein (5. Mai 1945).
Nach dem 2. Weltkrieg wurde es zunächst still auf dieser Straße. Ab der fünfziger Jahre nahm der Verkehr wieder zu. In den siebziger Jahren war Calbitz noch einmal Raststätte für die Fahrgäste der Buslinie Leipzig-Dresden. Auf dem Markt in Calbitz angekommen, rief die Schaffnerin in den Bus und in den Anhänger: „Calbitz, 15 Minuten Kaffeepause". Gerastet wurde wieder in den „Drei Lilien", dessen Name allerdings nicht zu klären ist.
Mit dem Postauto konnte man täglich nach Dahlen, aber auch nach Oschatz fahren. Ab der siebziger Jahre kam es zu einem enormen Zuwachs des Verkehrs auf dieser Straße. Immer mehr Güter wurden schnell in immer größer werdenden Lastzügen befördert. Eine Umgehungsstraße war im Gespräch. Es wurde geplant und vermessen. Aber das fehlende Geld verhinderte eine Ausführung. So ärgerten sich weiterhin alle Kraftfahrer über die schlechte Ortsdurchfahrt. Nach der Wende kam es nochmals zu einer erneuten Zunahme des Verkehrs. Sogar Doppelstockbusse passierten Calbitz, um die Reisenden in viele Länder zu fahren.
1991 wurde ein Neubau der Ortsdurchfahrt Wirklichkeit. In einer Bauzeit von fast fünf Monaten wurde die alte Straße restlos entfernt. Erstaunlich bei der Abtragung der alten Straßendecke war der geringe Unterbau. Abwasser, Wasser, Stromleitungen, Telefon- und Fernsehkabel wurden neu verlegt. Die inzwischen zur B 6 umbenannte Straße wurde im Dorf zur Millionenstraße, denn die Baukosten betrugen über zwei Millionen.
Eine Neugestaltung des Marktes und der Zufahrten aus den Nebenstraßen und die Schaffung zweier Fußgängerübergänge wurde ein notwendiges Erfordernis. Kurz vor Weihnachten 1991 rollte der Verkehr wieder auf der Straße.
(Quelle: Calbitz am Collm 1292-1992, von Siegfried Heidler)