Rittergut und Landwirtschaft

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Nach dem II. Weltkrieg

Durch die Bodenreform 1945 wurde das Rittergut enteignet und die Familie Wilke, beliebt durch ihre Einfachheit und Freundlichkeit, verließ das Dorf. Durch die Landaufteilung entstanden Neubauerngehöfte. Leider wurde das Rittergut zerstört und abgerissen. Dies war ein unverzeihlicher Fehler. Für viele Zwecke hätte es mit seinem schönen Park genutzt werden können. Die Schafzucht wurde erst später durch die LPG weitergeführt.

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Nach 1952 kam es wieder zu einem Wandel in der landwirtschaftlichen Produktion. Erste LPGen wurden gebildet. Aber die meisten Calbitzer Bauern standen nicht schlecht da und waren lieber dafür, in ihren Wirtschaften selbst zu produzieren. Allgemein war das Bemühen vorhanden, neueste Erkenntnisse der Wissenschaft im Stall und auf den Feldern anzuwenden. Dadurch stiegen die Getreideerträge, die Erträge bei Kartoffeln und Rüben, aber auch in der Viehwirtschaft. An den Hoftoren prangten die Schilder für TBC-freie Rinderbestände!

Den hölzernen schweren Ackerwagen ersetzte der gummibereifte Hänger, der Mist wurde mit einem fest aufgebauten Kran aufgeladen, Aufzüge für die Getreidesäcke wurden in einigen Gehöften ebenfalls installiert. Die MAS später MTS übernahm teilweise Feldbestellung und Ernte. In Kötitz entstand ein Stützpunkt der MAS/MTS. Die Getreidepuppen auf den Feldern verschwanden, nach und nach erfolgte die Aberntung der Getreidefelder durch die Mähdrescher.

1960 bildeten sich dann in Calbitz drei LPGen, welche nur Feldwirtschaft gemeinsam betrieben. Die LPG „Eintracht" Luppa mit gemeinsamer Feld- und Viehwirtschaft hatte auch in Calbitz einige Betriebe. Die drei LPGen schlossen sich jedoch bald zu einer LPG „Pionier" zusammen.

Auch gemeinsam wirtschafteten die Bauern recht erfolgreich weiter und schufen am Sandberg eine Hühnerfarm, in Kötitz einen Schweinestall und im Dorf einen gemeinsamen Kuh- und Kälberstall. Ansonsten war das Vieh noch individuell in den eigenen Ställen.

Anfang der siebziger Jahre erfolgte der Übergang zur LPG „Eintracht" Luppa und damit die Auflösung der individuellen Viehaltung. Außerdem mußte noch ein ziemlich hoher Inventarbeitrag eingezahlt werden. In den weiteren Jahren entstanden immer größere Feldflächen, welche modern bewirtschaftet wurden. Die Erträge erreichten für unsere Bodenwertzahlen hohe Zahlen, welche vorher nicht für möglich gehalten wurden. Sogar ein Agrarflugplatz entstand westlich vom Dorf. Die kleinen Agrarflugzeuge kreisten am Collm und düngten die Felder und die Gärten gleich mit. Aber diese Produktion war nicht immer umweltbewußt. Tote Rehe, tote Hasen, eine verminderte Vogelwelt und die Zunahme des Nitratgehaltes im Boden waren u. a. die Folge.

Die LPG „Eintracht" Luppa hatte 1974 folgenden Viehbestand:

3094 Rinder, darunter 1031 Milchkühe

4410 Schweine,

871 Schafe,

2 Pferde

produziert wurden:

4.235 252 kg Milch

4.728 dt Schweinefleisch

3.599 dt Rindfleisch

Die Hektarerträge auf den Feldern betrugen im gleichen Jahr:

45,2 dt/ha bei Winterweizen

38,9 dt/ha bei Winterroggen

240,0 dt/ha bei Kartoffeln

In den achtziger Jahren wuchs die Produktion weiter erheblich an, aber es war schon keine naturgemäße Erzeugung mehr. Die Trennung der Tierproduktion von der Pflanzenproduktion widersprach eigentlich der jahrtausendealten Tradition der Einheit von Tierhaltung und Ackerbau.

(Quelle: Calbitz am Collm 1292-1992, von Siegfried Heidler)

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