Die Dorfkirche

Der Turm unserer Kirche dürfte vor 1292 schon erbaut worden sein. Leider gibt es dazu keine Unterlagen mehr. Seine Bauweise als Wehrturm weist darauf hin, dass er nach einer vermutlichen ersten Holzkirche nach der Christianisierung Teil einer Wehrkirche war, wohin sich bei Gefahren die Gläubigen auch flüchten konnten. Das Kirchenschiff hat wahrscheinlich nicht die gleiche massive Bauweise gehabt und hat die Jahrhunderte nicht so überstanden wie der Turm.

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Am Ende des 13. Jahrhunderts entstand die Kirche in Calbitz, im romanischen Baustil. Zahlreiche Dokumente über den Schriftwechsel mit den umliegenden Orten und Gütern belegen die zentrale Stellung der Kirche.

Die Einführung der Reformation durch Herzog Heinrich V. von Sachsen im Jahre 1539 war auch für die Calbitzer Landbevölkerung ein bedeutsames Ereignis.

Während des 30jährigen Krieges wurden 1645 alle Pfarrgebäude durch Feuer zerstört und erst 1652 wiedererbaut. Wesentlich schlimmere Folgen hatte der Brand vom 28. Februar 1668, dem Kirche, Pfarr- und Schulgebäude zum Opfer fielen. Der ansässige Pfarrer verlor sein gesamtes Vermögen, einschließlich einer kostbaren Bibliothek. Im selben Jahr wurden trotz großer Entbehrungen Pfarre und Schule aufgebaut.

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Die Kirche entstand 1669 mit baulichen Veränderungen auf den alten Grundmauern. Um diese Arbeiten finanzieren zu können, sammelte man u. a. sogar in Halle und Merseburg. Die gespendeten Gelder deckten fast die Hälfte der Baukosten. Acht Jahre später wurden in Freyburg die ersten drei Glocken gegossen. In den folgenden Jahrzehnten verfiel die Kirche immer mehr. Der Landbaumeister David Schatz gestaltete 1724 die schon baufällige Kirche um und gab ihr weitgehend die heutige Form.

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Das Schiff wurde einheitlich von Schatz erschaffen. Ganz im Stile des Barocks zeigt sich der prunkvolle Altar, der durch die vier Säulen und den Strahlenkranz geprägt wird. Als Andenken an die Initiatoren des großzügigen Kirchenbaues ist das Benckendorfsche und Schleinitzsche Wappen an der Herrschaftsstube angebracht.

Die Existenz einer Gruft in der Calbitzer Kirche konnte bisher nicht bestätigt werden.

Genau 100 Jahre nach dem letzten Kirchenumbau fanden umfangreiche Reparaturen statt. Das alte Turmdach, ein Satteldach mit Reiter, wurde 1855 durch die jetzige, pyramidenförmige Krone ersetzt.

Gleichzeitig wurden in Leipzig aus den vorhandenen Glocken drei neue gegossen. In den darauffolgenden zwei Jahren wurde für 1300 Taler das Kircheninnere instandgesetzt.

1889 erfolgte die bis jetzt letzte Renovierung, bei der zusätzlich Decke und Wände mit Passionsblumenmuster verziert wurden. Der damalige Orgelneubau anstelle des ca. 200 Jahre alten Instrumente schien sich nicht vermeiden zu lassen, wie folgendes Zitat begründet:

„Die alte Orgel läßt sich nicht mehr reparieren, denn der Holzwurm sitzt in allen Holztheilen darselben."

Im ersten Weltkrieg mussten alle Glocken zu Rüstungszwecken abgeliefert werden, wurden aber 1923 wieder vollzählig ergänzt. Zwei Glocken transportierte man im II. Weltkrieg erneut ab. Dafür wurden 1952 Stahlglocken angeschafft, die aufgrund ihres größeren Gewichtes eine verstärkte Gerüstkonstruktion benötigten.

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Im Jahre 1965 begannen ausführlich Erneuerungsarbeiten der Außenfront der Kirche im Werte von 100.000,00 Mark, viele tausend Mark von Spendern hatte dazu die Kirchgemeinde mit aufgebracht. Seit 1976 blieb die Calbitzer Kirche geschlossen und wurde erst 1991 wieder eröffnet.

(Quelle: Calbitz am Collm 1292-1992, von Jörg Hofmann)