Gerlach, C. G.

Gerlach, Carl Gotthelf (1704 - 1761) Komponist, Kapellmeister und Organist

Geboren am 31. Dezember 1704 in Calbitz, gestorben am  10. Juli 1761 in Leipzig. Er war Komponist, Kapellmeister und Organist.

Von 1716 bis wahrscheinlich 1723 erhielt Gerlach als Alumne(Schüler) der Leipziger Thomasschule seine musikalische Ausbildung zunächst durch Johann Kuhnau und im Jahre 1723 wohl auch noch durch Johann Sebastian Bach. Nach Verlassen des Thomasalumnats war er als Sänger (Altist), Violinist und Cembalist für Bach ein unentbehrlicher Helfer bei der Figuralmusik in den beiden Leipziger Hauptkirchen und begleitete den Thomaskantor gelegentlich auf dessen Konzertreisen.

Im April 1727 nahm er das Jurastudium an der Leipziger Universität auf und am 10. Mai 1729 wurde er mit Bachs Empfehlung als Nachfolger für Georg Balthasar Schott zum Organist und Musikdirektor an der Leipziger Neukirche gewählt.

neue kirche 

Im Amt des Thomaskantors vertrat er Bach bei Krankheit oder Reisen, vom Frühjahr 1737 bis zum Herbst 1739 leitete er zunächst interimistisch das bis dahin von Bach geleitete studentische Collegium musicum, das er wahrscheinlich ab 1741, spätestens aber ab 1744 dann endgültig übernahm.

Als Violinist und Konzertmeister engagierte er sich außerdem in dem 1743 von Leipziger Kaufleuten gegründeten neuen Konzertunternehmen, dem Großen Concert (einem Vorgänger der späteren Gewandhauskonzerte).

Nach langer Krankheit verstarb Gerlach am Morgen des 10. Juli 1761 ledig und ohne Leipziger Erben im Alter von 56 Jahren. Er wurde am 13. Juli unter Beteiligung der gesamten Thomasschule zu Grabe getragen.  Seine umfangreiche Handschriftenbibliothek gelangte noch im gleichen Jahr in den Besitz des Leipziger Verlegers Breitkopf, der die Musikalien zur Michaelismesse 1761 und in den Folgejahren in seinen Verlagskatalogen annoncierte.

WERKE

Vokalmusik (Kirchenkantaten)

Kantate "Friede sei mit euch"

Kantate "Jauchzet ihr Himmel, frohlocke du Erde"

Kantate "Auf, ihr gottergebenen Seelen"

Kantate "Lasset uns den Herrn loben"

Außerdem erwähnt der Auktionskatalog der Firma Breitkopf& Härtel aus dem Jahre 1836:

(Nr. 267) "Gerlach Jubelcantate - Ostercantate P. u. St. Bog."

Instrumentalmusik(Orchesterwerke)

"Sinfonia F-Dur" für 2 Hörner, 2 Oboe und Streicher(verschollen) 

Orgelchoral "Ich dank dir schon durch deinen Sohn" 

zweifelhaft: "Fuga da G"

Im Musikleben der Stadt Leipzig ist ihm seit 1725 offensichtlich ein Sonderstatus zugebilligt worden. Gemessen an den Zuwendungen für Johann Sebastian Bach wurde er vom Leipziger Rat finanziell unverhältnismäßig begünstigt.

Die von ihm initiierte Musikpflege an der Neukirche galt in mehrfacher Hinsicht als modernistische Alternative zu Bachs mehr an der Tradition orientierten Figuralmusik in den beiden Leipziger Hauptkirchen (Sankt Thomas und Sankt Nikolai). Zur Aufführung brachte Gerlach namentlich Werke von Komponisten der jüngeren Generation, darunter Carl Heinrich Graun, Johann Ludwig Krebs, Gottfried August Homilius und Johann Adolph Hiller. Bervorzugt musizierte er Kirchenstücke von Johann Adolph Scheibe, mit dem er auch in späteren Jahren (nach 1740) noch in engem freundschaftlichen Kontakt stand.

zeugnis g 

(Quelle: Dr. A. GLÖCKNER, Die Musikpflege an der Leipziger Neukirche zur Zeit Johann Sebastian Bachs)