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Hoffnung der Anwohner kommt unter die Räder
Luppa/Calbitz. Sachsen beantragt keine Lkw-Maut für Bundesstraßen. Wer sich in Luppa oder Calbitz darüber aufregen will, muss das laut tun. Ganz laut. Denn durch beide Orte führt die Bundesstraße 6, auf der nach Untersuchung des Freistaates der Verkehr seit Einführung der Autobahn-Maut deutlich zugelegt hat.Geplagte Anwohner können nicht verstehen, dass die Laster nicht zur Kasse gebeten werden.
Mehr Verkehr bedeutet mehr Lärm und weniger Sicherheit, so ihre Kritik. Weil eine gravierende Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf Bundesstraßen nicht stattgefunden hat, verzichtet Sachsen darauf, dafür eine Maut zu beantragen. Deutlich zugenommen hat die Zahl der Laster auf "nur" sieben Strecken. Die B 6 zwischen Leipzig und Wurzen belegt immerhin Platz 3 mit 1080 Lastern pro Tag. Doch auch darüber hinaus rollt der Schwerlastverkehr unaufhörlich. Katrin Heller weiß das aus eigener leidvoller Erfahrung. Die Calbitzerin wohnt direkt an der B 6 und auch noch an einem Nadelöhr, in dem sich die Fahrzeuge auf engstem Raum begegnen. "Wer hier nicht wohnt, kann sich kein Bild davon machen. Selbst morgens um vier fahren die Lkw im Minutentakt", beschreibt sie.
Die B 6 sei ganz offensichtlich seit der Maut-Einführung zur Ausweichstrecke geworden. "Ich sehe doch die Nummernschilder: Kamenzer Lkw sind darunter, Niederländer, Tschechen... - die könnten alle bequem die Autobahn fahren, aber die Speditionen wollen die Gebühr sparen", sagt Heller. Eine Maut für Bundesstraßen könnte wirklich Entlastung bringen. "Es ist entlang der Ortschaft kreuzgefährlich. Vielleicht muss wirklich erst etwas passieren, damit die Herren aufwachen", ärgert sie sich. Auch Horst Großmann ist über die Entscheidung im Land enttäuscht. "Ich hätte die Maut begrüßt, nur damit bessert sich etwas", sagt er.
Der Luppaer Anwohner und Gemeinderat fühlt sich an die 60er Jahre erinnert. "Damals gab es die Autobahn 14 noch nicht, und wenn in Leipzig Messe war, kam man vor lauter Verkehr in Luppa nicht über die B 6", beschreibt er. Jetzt habe die Belastung durch Lkw deutlich zugenommen, und die Verkehrssicherheit sei auch nicht mehr gegeben. "Es ist wieder an der Zeit, über eine Umgehungsstraße für Luppa und Calbitz nachzudenken", fordert Großmann. (Quelle: www.lvz-online.de, 11. Januar 2006 )